Sarah Ammerahl
07. Juli 2023
Was Sie über das Reizdarmsyndrom wissen sollten
Kaum gegessen, schon rumort und rumpelt es im Bauch, die Toilette ist der meistbesuchte Ort und die Hose kneift vor lauter Luft im Bauch.
Alleine in Deutschland leiden über 12 Millionen Menschen an einem Reizdarmsyndrom. Der Weg zur Diagnose ist oft schwierig, da die Ursachen nicht eindeutig erforscht sind und die Krankheit sich in vielen Facetten zeigen kann.
Was ist ein Reizdarmsyndrom?
Beim Reizdarmsyndrom handelt es sich um eine Funktionsstörung des Verdauungstraktes, die zu leichten bis sehr starken Beschwerden führt. Wie genau diese Störung ausgelöst wird, ist bislang nicht abschließend geklärt.
Die Diagnose Reizdarmsyndrom wird gestellt, wenn die typischen Beschwerden und Symptome auftreten. Zuvor sollten andere Ursachen wie eine infektiöse oder eine chronisch entzündliche Darmerkrankung, sowie Unverträglichkeiten ausgeschlossen werden. Insbesondere Malabsorptionen wie etwa die Fructosemalabsorption können ein sehr ähnliches Beschwerde-Bild zeigen.
Mögliche Tests, die im Vorfeld durchgeführt werden können, sind etwa: Darmspiegelung, Ultraschalluntersuchung, Stuhluntersuchung und Tests auf Unverträglichkeit. Leider kommt es vor, dass Patient*innen mit der “Diagnose” Reizdarmsyndrom nach Hause geschickt werden, ohne dass andere Ursachen ausgeschlossen wurden. In diesem Fall kann es sich lohnen eine zweite Meinung einzuholen.
Spezialisten für den Verdauungstrakt sind Gastroenterolog*innen.
Die Symptome des Reizdarmsyndroms
Die Symptome eines Reizdarmsyndroms können von Mensch zu Mensch sehr unterschiedlich sein. Forscher sprechen von verschiedenen “Reizdarmtypen”. Diese Typen lassen sich grob in vier Kategorien einteilen:
- Durchfalltyp
- Verstopfungstyp
- Mischtyp - Verstopfung und Durchfall wechseln sich ab
- Bläh- und Schmerztyp
Zusätzlich zu diesen Hauptsymptomen gibt es aber eine ganze Liste von weiteren Symptomen, die sehr individuell auftreten können. Zu den wichtigsten gehören:
- Bauchschmerzen (von leicht bis sehr stark)
- Blähungen
- Rücken- und Gelenkschmerzen
- Völlegefühl (häufig direkt nach den Mahlzeiten)
- Kopfschmerzen
- Blähbauch (oft verbunden mit starken Druckgefühlen)
- Schleimbeimengungen im Stuhl
- Gefühl der unvollständigen Stuhlentleerung
- Allgemeines Unwohlsein
Das Bauchhirn - Warum die Psyche auf den Darm schlagen kann
Zusätzlich zu den körperlichen Symptomen geht ein Reizdarmsyndrom laut Studien häufig mit depressiven Verstimmungen, Angststörungen, chronischem Stress oder Traumata einher.
Woran liegt das?
Zum einen kann sich die eingeschränkte Lebensqualität der Betroffenen auf die Psyche auswirken. Bei einem stark ausgeprägten Reizdarm ist häufig das gesamte soziale und berufliche Leben eingeschränkt. Familie, Arbeit, Freizeit, Partnerschaft, all diese Bereiche können durch ein Reizdarmsyndrom erheblich beeinträchtigt werden. Nicht zuletzt sind Darmerkrankungen leider immer noch ein Tabuthema in der Gesellschaft.
Bauch und Hirn sind aber auch auf direktem Weg miteinander verbunden. Das zentrale Nervensystem und das Darmnervensystem stehen über Botenstoffe in engem Austausch: Die sogenannte Darm-Hirn-Achse.
Das Darmnervensystem wird dabei auch als Bauchhirn bezeichnet. Bei Reizdarmpatienten ist dieses Bauchhirn vermutlich überaktiv. Dadurch ruft es nicht nur Beschwerden im Bauch hervor, sondern kann sich auch auf die Psyche auswirken.
Umgekehrt kann sich die Stimmung auch auf den Verdauungstrakt auswirken. Das lässt sich beobachten, wenn eine Stresssituation ansteht wie etwa ein Vorstellungsgespräch und der Darm verrückt spielt. Oder wenn man im Urlaub plötzlich weniger Beschwerden hat, weil die Entspannung auch auf den Bauch beruhigend wirkt.
Welche Ursachen hat das Reizdarmsyndrom?
Wie bereits beschrieben sind die Ursachen für ein Reizdarmsyndrom bislang nicht abschließend geklärt. Forscher vermuten aber einen Zusammenhang mit verschiedenen Faktoren. Dazu zählen etwa
- Veränderte Darmflora: Die Darmflora hat einen großen Einfluss auf die Gesundheit und Widerstandskraft des Darmes.
- Motilitätsstörung: Bei dieser Störung arbeitet die Muskulatur des Verdauungstraktes nicht angemessen (zu schnell oder zu langsam) und kann zu Symptomen des Reizdarms führen.
- Sensibler Darm: Ein sensibler Darm reagiert empfindlicher auf Substanzen und andere Umwelteinflüsse. Die Reizschwelle ist erniedrigt.
- Darminfektionen und -entzündungen: Infektionen und Entzündungen des Darms können ein Reizdarmsyndrom begünstigen.
- Psychische Einflüsse: Da der Darm und das Gehirn über die sogenannte Bauch-Hirn-Achse miteinander verbunden sind, können auch psychische Faktoren ein Reizdarmsyndrom beeinflussen.
- Nahrungsmittelunverträglichkeiten: Über längere Zeit unentdeckte Unverträglichkeiten können den Darm belasten und so zu einem Reizdarmsyndrom beitragen.
- Genetische Ursachen: Auch genetische Vorbelastung kann die Entstehung eines Reizdarmsyndroms begünstigen, darauf deuten einige Studien hin.
Wie wird das Reizdarmsyndrom behandelt?
Leider existiert noch keine Therapie, die die Ursachen zielsicher beheben kann. Meistens richtet sich die Behandlung daher an den Symptomen aus, um den Betroffenen eine möglichst gute Lebensqualität bei möglichst geringen Einschränkungen zu ermöglichen.
1. Ernährung
Bei der Ernährung ist es wichtig zu identifizieren welche Lebensmittel gut vertragen werden und welche nicht. Dazu bietet es sich an ein Ernährungstagebuch zu führen, in dem Mahlzeiten, Snacks, Getränke, aber auch Symptome und Faktoren wie Stress, Infekte und weiblicher Zyklus eingetragen werden. So lassen sich gut Nahrungsmittel erkennen, die Beschwerden auslösen oder verschlimmern.
Oft kann eine angepasste Ernährung das Reizdarmsyndrom schon deutlich verbessern. In manchen Fällen kann es Sinn machen für einige Wochen eine FODMAP Diät zu führen. Langfristig gesehen kann sich diese Diät aber negativ auf das Mikrobiom im Darm auswirken und sollte deshalb nicht zur Dauerernährung werden.
2. Psychologisch
Aufgrund der engen Verzahnung zwischen Psyche und Darm, können beispielsweise Entspannungsübungen einen positiven Effekt haben. Atemübungen und verschiedene Entspannungstechniken können dabei helfen Stress abzubauen.
Aber auch die kognitive Verhaltenstherapie scheint einen positiven Effekt auf die Lebensqualität bei Reizdarmpatienten zu haben. Dabei lernt man mithilfe von Psychotherapeut*innen oder Psycholog*innen negative Gedanken, Emotionen und Einstellungen in belastenden Situationen besser zu steuern.
Durch die extreme Konzentration auf die Symptome, einhergehend mit Angst, wird häufig noch mehr Stress erzeugt, was wiederum das Reizdarmsyndrom negativ beeinflussen kann. Mit professioneller Hilfe lässt sich dieser Teufelskreis durchbrechen. Zögern Sie also nicht, sich Hilfe zu holen, wenn Sie diese benötigen!
3. Medikamente
Gegen akute Symptome gibt es einige Medikamente und Hausmittel
Flohsamenschalen: Gegen Verstopfung können Flohsamenschalen helfen, da diese im Darm aufquellen und die Darmtätigkeit anregen. Dabei ist es besonders wichtig, ausreichend zu trinken! Flohsamenschalen sollten langsam getestet werden, da sie in manchen Fällen auch zu vermehrten Blähungen führen können.
Milchsäurebakterien: Sie enthalten lebende Bakterienkulturen, die natürlich in der Darmflora vorkommen. Nupure probaflor versorgt den Darm mit 11 sorgfältig ausgewählten Bakterienstämmen.
Simeticon: Simeticon ist ein Entschäumer und reduziert die Schaumbildung im Darm. Dadurch können Gase von der Darmwand aufgenommen und Beschwerden reduziert werden. Simeticon kann besonders beim Bläh- und Schmerztyp hilfreich sein.
Nupure reizdarm akut enthält Simeticon und zusätzlich Bentonit gegen Völlegefühl und Sodbrennen.